Skip to main content

3D Druck-Erfahrungen, typische Fehler und praktische Tipps – Interview mit Johannes Lutz

Im folgenden Interview spreche ich mit Johannes Lutz über seine Erfahrungen im 3D Druck, gängige Fehler sowie Tipps und Informationen für Einsteiger.

Viel Spaß!

 

Hallo Herr Lutz! Bitte stellen Sie sich kurz vor.

Mein Name ist Johannes Lutz, ich bin 29 Jahre alt und habe Maschinenbau / Wirtschaft und Management an der Hochschule Aalen Studiert.

Ich bin Unternehmer in der Additiven Fertigung und Buchautor.

Johannes Lutz Carbon Filament

 

Wie und wann sind Sie zum Thema 3D Druck gekommen? Was war Ihr letzter 3D Drucker und wie würden Sie den bewerten?

Das erste Mal habe ich 2014 in der Vorlesung Konstruktion im Studium von 3D-Druck gehört. Als ich dann jedoch 3D-gedruckte Bauteile aus Kunststoff und Metall in der Hand hielt, hat mich das Thema 3D-Druck vollkommen gepackt und ich wollte das Labor mit den 3D-Druckern nicht mehr verlassen.

Mein letzter 3D-Drucker basiert auf der FFF-Drucktechnologie. Dieser Desktop Drucker war besonders für hochfeste Bauteile und Werkzeuge ausgelegt. Ich habe viele Teile aus PA6 mit Carbonfaser Füllung gedruckt.

 

In den letzten Jahren hat sich der Bereich des 3D Drucks stark entwickelt. Wie ist der aktuelle Stand und was erwarten Sie für die Zukunft?

Ja, die Entwicklung ist stark, aber wie ich finde langsam, dafür sehr beständig. Der Hype ist vorbei. Jede Technologie hat mittlerweile seine Berechtigung für die vielen Anwendungen, die es bereits gibt.

Wie ich finde stehen wir vor einer unglaublichen Fertigungstechnologie mit sehr viel Potential. Die Zeiten vom „Verstehen der Drucktechnologie“ sind vorbei, jetzt geht es darum, wie nutzt man diese Technologie und welche Anwendungen lassen sich damit realisieren. Ganz besonders, wie kann 3D-Druck uns helfen und unser Leben noch besser und einfacher machen.

Von der Zukunft erwarte ich tolle 3D-gedruckte Lösungen, also Bauteile die einen „vom Hocker hauen“. Ich merke auch besonders, dass sich in Sachen Bauraum, Druckmaterialien, Schnelligkeit und Einfachheit der Bedienung viel auf dem Markt tut.

 

Welche Vorteile sehen Sie im 3D Druck? Gibt es Nachteile?

Für Unternehmen sehe ich noch die größten Vorteile wie:

  • Schnelle Konstruktions- und Funktionsüberprüfung,
  • Konzept- und Funktionsmodelle haben Sie nach wenigen Stunden in der Hand,
  • Entlastung Ihrer konventionellen Fertigung von der Einzelteilproduktion,
  • Reduktion von Risiko bei der Entwicklung von Produkten,
  • Massenindividualisierungen, sogenannte „Personalisierte Kleinserien“.

 

Ich würde gerne noch eine Stufe tiefer gehen und sagen:

Der großartigste Vorteil ist, dass eine Idee oder ein Bauteil, welches heute designt wurde, mit einem 3D-Drucker schon morgen realisiert werden kann. Egal ob Privatanwender oder Unternehmen. Und das ohne Späne und ohne Werkzeuge.

Für eine klassische Serienproduktion ist 3D-Druck noch nicht ganz tauglich, hier macht die konventionelle Fertigung noch viel mehr Sinn. Es gibt im Moment aber gute Ansätze, um Kleinserien mit 3D-Druckern zu fertigen. Ich denke auch hier wird 3D-Druck immer besser.

 

Welche Herausforderungen warten typischerweise auf einen Neuling?

Egal ob privat oder geschäftlich, wichtig ist, dass Sie den 3D-Drucker im Griff haben und nicht der 3D-Drucker Sie im Griff hat. Das ist die größte Herausforderung für Neulinge aber auch für erfahrene Anwender.

Umso klarer feststeht, welche Bauteile man realisieren will, umso mehr macht 3D-Druck Sinn und Spaß. Von dort aus kann dann schnell entschieden werden, ob man mit einem gekauften 3D-Drucker startet oder sich einen selbst zusammenbaut.

 

Viele Leser hier suchen ihren ersten 3D Drucker und sind wahrscheinlich überfordert von der schieren Anzahl unterschiedlicher Verfahren und Geräte. Welche Tipps können Sie Einsteigern bei der Gerätewahl geben?

Der wichtigste Tipp ist aus meiner Sicht, vor dem Kauf einem erfahrenen Anwender einmal über die Schulter zu schauen und gemeinsam ein Bauteil zu drucken.

Hat man z.B. einen 3D-Drucker bei einem guten Freund gesehen würde ich diesen Fragen, welche Erfahrungen er gemacht hat und was er empfehlen kann. Ist man ganz neu im Thema, empfehle ich eine gute Website zu besuchen oder sich in Online-Foren oder Facebook Gruppen aufzuhalten und viele Fragen zu stellen. Die Tipps von erfahrenen Anwendern sind viel Wert und sparen viel Ärger und Zeit. Dann aber nicht lange warten und sich für einen 3D-Drucker entscheiden. Ich persönlich empfehle ein höherwertigeres Gerät, weil man damit länger Freude hat und bei Problemen von dem Hersteller gut unterstützt wird.

 

Was würden Sie speziell Unternehmen raten, die ein Produkt suchen?

Dafür habe ich eine Checkliste erstellt, die schon sehr vielen Unternehmen geholfen hat. Sucht ein Unternehmen einen 3D-Drucker ist es wichtig sich von Beginn an professionelle Unterstützung zu suchen, denn das Potential für 3D-Druck in der Industrie ist noch riesig. Gerne vergleiche ich das mit dem Zuknöpfen eines Hemdes, beginnt man dort falsch, kann man alles wieder aufknöpfen und von vorn beginnen.

Die Checklisten stelle ich hier für den Download bereit.

3D Druck Checkliste Johannes Lutz

 

Was halten Sie im Allgemeinen von 3D Druckern aus China?

Natürlich kann man heute alles noch günstiger und schlechter produzieren. Soll der 3D-Drucker gute Teile produzieren und Spaß machen, ist ein Blick auf die Komponenten und Erfahrungsberichte von anderen Nutzern viel Wertvoller als nur auf den Preis zu schauen. China hat in der Herstellung von Elektronikkomponenten eine starke Vergangenheit, die sich auch im 3D-Druck zeigt. Ich stehe für Made in Germany.

 

Welche Anwendungsfehler (Design/Konstruktion, Druck,…) werden von Anfängern häufig gemacht? Und wie bleibt man motiviert?

Ich denke der Fehler liegt noch tief in unseren Köpfen, oft konstruieren wir Bauteile auf Basis traditioneller Fertigungsverfahren. Die 3D-CAD-Programme geben uns mit den Funktionen extrudieren und rotieren nicht die besten Voraussetzungen für eine additive Konstruktion. Deshalb sollte man zuerst der Fantasie freien Lauf lassen, eher in Knetmasse denken anstatt in Bauklötzchen. Oder man stellt sich die Frage, wie würde die Natur das Bauteil gestalten?

Die größte Motivation kommt erst nachdem man sein erstes eigenes 3D-gedrucktes Bauteil in der Hand hält. Vielleicht mit einem kleinen Bauteil beginnen und die Erfahrungen in jedes weitere Bauteil mitnehmen.

 

Welche Rolle spielt denn Erfahrung im 3D Druck? Wie viel Prozent der Objektqualität macht sie schätzungsweise aus?

Ich möchte es weniger Erfahrung nennen, sondern eher das Einhalten von Abläufen. Oft werden besonders beim Druckvorgang und in der Vorbereitung wichtige Schritte vergessen und Fehler gemacht, die sich dann sehr auf das Druckergebnis auswirken.

Der Wert des gedruckten Bauteils liegt bei 3D-Druck in der Erstellung der Druckdatei und in der Vorbereitung des Druckprozesses. Hat man hier seinen 3D-Drucker im Griff, kann man sich auf ein großartiges Bauteil freuen.

 

Sie betreiben einen Podcast. Was war/ist Ihre Motivation? Und worum geht es darin?

3D-Druck ist nicht nur eine Technologie, dahinter stehen Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Ständig passiert etwas Neues und diese Geschichten will ich teilen. Podcasting ist schon etwas älter, jedoch in Deutschland stark im Aufwärtstrend.

In meinem Podcast geht es um alle Aspekte in Sachen 3D-Druck, egal ob Hobby, industriell oder professionell. Viele Themen sind sehr tiefgründig recherchiert. Die Hörer dürfen sich auch auf viele tolle Interviews freuen.

 

Welche Möglichkeiten existieren noch, sich zu bilden? Wie bilden Sie sich weiter?

Für Privatanwender sind Blogs, Videos, Foren und eine gute Website sehr hilfreich. Möchte man sich tiefer einlesen in das Thema dann ist der Weg in eine Bibliothek einer Hochschule sehr zu empfehlen.

Für Unternehmen sind Messen, Workshops, Seminare und Konferenzen sehr zu empfehlen. Wer als 3D-Druckanwender eine Abkürzung in Sachen 3D-Druck Weiterbildung gehen möchte empfehle ich dieses Seminar.

Ich selbst stehe in sehr engem Kontakt mit Professoren und Experten in meinem Netzwerk.

 

Wo kann man mehr von Ihnen finden? Und was?

 

Für wen ist das 3D Druck Profi-Wissen Buch geeignet? Und für wen der Kurs?

Professor Haag und Johannes Lutz

Das gemeinsam mit Prof. Dr. Matthias Haag und mir erstellte Buch* ist sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene. Besonders zu empfehlen ist es für Neulinge, die 3D-Druck von Beginn an im Unternehmen oder im Verein richtig machen wollen. Folgt man diesen Tipps und Tricks im Buch, kann man sich als 3D-Druckanwender im Unternehmen sehr wertvoll machen.

Und für alle die ungern weite Wege zu Seminaren fahren möchten und wenig Zeit haben, ist die Investition in den Video Online Kurs genau richtig. Hier bekommt man alles was man über das Thema 3D-Druck wissen muss. Der Schwerpunkt liegt in den additiven Konstruktionstipps.

 

Was können Interessenten aus Ihrem Buch bzw. Ihrem 3D Druck Kurs lernen?

Im Buch* geht es besonders um die 3D-Druck Denkweise, die 3D-Druck Konstruktion und viele Tipps und Tricks für Manager. Für einige Unternehmen war das Buch ein erfolgreicher Start in die 3D-Druck Welt.

Der Video Onlinekurs baut sehr auf das Buch auf. Es gibt im Moment noch nichts Vergleichbares auf dem Bildungsmarkt zum Thema 3D-Druck wie der Video Onlinekurs. Im Kurs stecken 7 Stunden tiefgründiges Fachwissen zu 3D-Druck.

 

Zum Schluss würde ich mich über Ihre 3 Lieblings 3D Druck Vorlagen für Anfänger freuen.

Diese 3 Bauteile kann ich für Anfänger empfehlen.

Ich denke ein absolutes Muss für jeden Anfänger ist das 3D Benchy Boat.

Wer sein 3D-gedrucktes Bauteil gleich auf Belastung testen möchte.

Wer seinen Freunden eine selbsterstelle knifflige Aufgabe geben möchte.

 

Danke für das Interview!

Sehr gerne. Danke für Ihre Fragen.


Keine Kommentare vorhanden


Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *